Ausgangslage
Radon ist als Gas mit heilender Wirkung bekannt. Eine hohe und langfristige Radonexposition ist jedoch schädlich und steigert das Lungenkrebsrisiko erheblich. In der Öffentlichkeit wird dieses Thema sehr kontrovers diskutiert – vor allem auch vor dem Hintergrund, dass dieses natürlich vorkommende Gas unsichtbar, geruchs- und geschmacklos ist und somit als diffuse, latente Gefahr wahrgenommen wird. Aufgrund der Gesundheitsrisiken, die sich aus einer erhöhten Radonexposition in Räumen ergeben, aber auch infolge der in das novellierte Strahlenschutzgesetz aufgenommenen Referenzwerte und den damit abzuleitenden Haftungsrisiken sind Bauherren verpflichtet, radonsicher zu planen, zu bauen, sowie zu sanieren und zu bewirtschaften.
Lösungsansatz
Die Modulkombination setzt an diesem Punkt an. Speziell geht es um Information und Qualifikation von Baufachkräften und in der Folge darum, der weit verbreiteten Unwissenheit der Bevölkerung durch Aufklärung entgegenzuwirken.
Die Teilnehmenden des Moduls erarbeiten sich das Thema weitgehend selbstgesteuert. An praktischen Beispielen, 1:1-Modellen und eigenen Messungen können die Folgen des eigenen beruflichen Handelns oder Unterlassens eindrucksvoll und nachhaltig erlebt werden.
AUSZUBILDENDE
Methode
Das Prinzip der vollständigen Handlung wird durch einen ganzheitlichen Arbeitsauftrag umgesetzt. Der Problemeinstieg erfolgt über ein Brainstorming. In einem Unterrichtsgespräch wird der Arbeitsauftrag analysiert und erforderliche Schritte werden über eine Fragensystematik hergeleitet. Recherchemöglichkeiten werden in Teamarbeit zusammengetragen und auf Verlässlichkeit geprüft. Die Ergebnisse werden auswertend einander im Sinne der Argumentation gegenüber dem Arbeitgeber oder dem Kunden vorgestellt und ergänzt. Im Unterrichtsgespräch werden Rückschlüsse für das eigene Handeln gezogen.
Dauer & Ablauf
Die Auszubildenden werden mit dem Problem des unsichtbaren, nicht riechbaren, überall mehr oder weniger natürlich vorkommenden, krebserregenden Gas Radon im Rahmen einer Situationsaufgabe aus ihrem Erlebnisbereich konfrontiert (Arbeitsauftrag). Darauf folgt eine weitgehend selbstständige Problemanalyse, wobei vielfältige Quellen genutzt werden. Als Ergebnis der Recherche zu technischen, gesundheitlichen, formalen und (bau-)juristischen Fragen erfolgt die Erarbeitung einer argumentativ untermauerten, schlüssigen Stellungnahme mit Bezug zum Arbeitsauftrag. Das Modul umfasst acht Unterrichtseinheiten (UE).
Ergebnis
Die Auszubildenden können gewerkeübergreifende Probleme am Beispiel einer radonsicheren Medieneinführung in ein Mehrfamilienhaus gemeinsam lösen. Sie erkennen, dass die vorhandenen technischen Möglichkeiten unter der Maßgabe der Gasdichtigkeit nicht ausreichend sind, sondern spezielle, teure Einbauteile verwendet werden müssen. Sie kennen Recherchemöglichkeiten zum Thema, haben diese getestet und angewandt. Sie haben eine faktenbezogene Argumentationskette aufgebaut, die sie in der Auseinandersetzung um den widerspruchsbehafteten Arbeitsauftrag nutzen können.
AUSBILDERINNEN UND AUSBILDER
Methode
Das Modul richtet sich an das Ausbildungspersonal, welches durch beispielhaftes und praxisrelevantes praktisches Erleben die Potenziale nonformalen Lernens erkennen, reflektieren und Schlussfolgerungen für die eigene Tätigkeit ziehen soll.
Die Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung des Moduls für Auszubildende. Diese werden mittels praktizierter bewährter Problemlösungsstrategien, der Einbettung des Problems in eine reale Handlung, sowie der Möglichkeit des weitestgehend freien Handelns zu einer selbstbestimmten und argumentativ untermauerten Problemlösung befähigt.
Dauer & Ablauf
Die Teilnehmenden werden in einem Vortrag und in einem Unterrichtsgespräch auf das Fachthema eingestimmt. Die wichtigsten Fakten und Informationen werden zusammengetragen und visualisiert. Da ein Modul für Auszubildende erarbeitet werden soll, welches sich an das Modell der vollständigen Handlung anlehnt, wird auch dieses besprochen und Eckpunkte werden mittels eines Arbeitsauftrags dargestellt. Dieser kann durchaus kontrovers diskutiert werden- Anhand verschiedener, selbst zu findender und zu erlebender Recherchequellen wird im Ergebnis eine die Handlung abschließende, zu reflektierende schlüssige Argumentationskette erarbeitet.
Ergebnis
Die teilnehmenden Ausbilderinnen und Ausbilder sind in der Lage, die Auszubildenden praxisrelevante, gewerkeübergreifende bautechnische Probleme am Beispiel der zu erbringenden radonsicheren Medieneinführung in ein Mehrfamilienhaus erkennen, analysieren und gemeinsam lösen zu lassen. Sie setzen dabei auch Elemente des nonformalen Lehrens unter dem Prinzip der vollständigen Handlung ein. Dazu wird die technische Problematik in einen Arbeitsauftrag mit baustellentypischer, jedoch mehr arbeitsrechtlich-kommunikativer Rahmenhandlung mit den dabei entstehenden Widersprüchen eingebettet.