Ausgangslage
Der wichtigste und nachhaltigste Faktor in der Bauwirtschaft ist der Mensch. Hohe körperliche Belastungen, ungünstige Umgebungstemperaturen, Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit, Monotonie – die Arbeit in den Bauberufen ist häufig mit erschwerten Arbeitsbedingungen verbunden.
Moderne Maschinen und Geräte sind effizient und erleichtern die Arbeit. Aber gerade diese sehr kräftigen, oft mit hoher Drehzahl ausgestatteten Hightech-Geräte bergen eine hohe Unfallgefahr. Hinzukommt, dass die Auszubildenden noch keine Erfahrungen im Umgang mit Maschinen und Geräten haben und gerade deshalb besonders auf die Gefährdung und Unfallvermeidung geachtet werden muss.
- 2015 wurden 102.333 Unfälle auf Baustellen gemeldet, davon 86 tödliche Unfälle (ohne Wegeunfälle).
- Jährlich scheiden ca. 3000 Bauarbeiter – aufgrund Anerkennung einer Berufskrankheit – vorzeitig aus dem Berufsleben aus.
- Auf ca. 429.000 Baustellen im Jahr werden über 800.000 Baumaschinen, ca. 20 Millionen Kleingeräte und Werkzeuge und 100.000 Arbeits- und Werkstoffe eingesetzt.
- Ressourcensparende, energieeffiziente, nachhaltige und umweltverträgliche Aspekte und Forderungen stellen die Bauwirtschaft vor neue Herausforderungen.
Lösungsansatz
An gewerkeübergreifenden Beispielen soll das Ausbildungspersonal Gefährdungsfaktoren erkennen und notwendige Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen, technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen beim Umgang mit Geräten und Maschinen anwenden und in der Ausbildung verstärkt berücksichtigen. Notwendigerweise analysiert das Ausbildungspersonal die im Unternehmen vorhandenen Gefährdungsbeurteilungen hinsichtlich:
- der Bedeutung und Notwendigkeit von Gefährdungs-
beurteilungen in der Ausbildung, - der inhaltlichen Vollständigkeit,
- der Erfassung aller relevanten Gefahren, Arbeitsprozesse, Maschinen und Geräte,
- der Einhaltung von Unfallverhütungsvorschriften, Arbeitsschutzbestimmungen und insbesondere des Jugendarbeitsschutzgesetzes und
- der gewerkeübergreifenden Verantwortung auf der Baustelle.
Fehlende bzw. unvollständige Unterlagen werden vervollständigt und mit zusätzlichen Fotos, Sinnbildern, Videos, Arbeits-, Info- und Merkblättern sowie Schulungsunterlagen, Praxisversuchen, Experimenten, Checklisten und Übersichtsmaterialien praxisorientiert gestaltet. Für die Auszubildenden soll das Thema Gefährdung durch Maschinen und Geräte begreifbar, erlebbar und nachvollziehbar gestaltet werden.
AUSZUBILDENDE
Methode
Auszubildende müssen ein Gespür für Gefährdungen entwickeln um Unfälle zu vermeiden. Die Lerninhalte im Modul sind so aufgebaut, dass Auszubildende für Gefährdungen sensibilisiert werden, Gefährdungsfaktoren in Baustellensituationen kennen und Gefährdungssituationen wie beispielsweise die CO2-Konzentration in Werkstätten erkennen und einschätzen können. Dazu erfolgt eine Einführung in die Thematik anhand von Arbeitsblättern, praktischen Versuchen und ausführlichen Unterlagen, die nacheinander durchzuarbeiten sind.Auswahl und Zusammenstellung der Inhalte richtet sich nach der Zielgruppe, dem Zeitvolumen und dem Lernziel.
Dauer & Ablauf
Die theoretischen Grundlagen nehmen ca. vier Stunden in Anspruch und werden in Vorträgen, Kleingruppenarbeit oder auch Selbststudium vermittelt. Präsentationen, Demonstratoren, Bild- und Videomaterial vertiefen den theoretischen Lernstoff. An einer Baustellensituation sollen die Teilnehmenden die möglichen Gefährdungen benennen und nach dem STOP-Prinzip Maßnahmen vorschlagen. Zahlreiche Arbeitsblätter und Experimente veranschaulichen konkrete Gefährdungen im Baustellenalltag. Eine Kombination mit Arbeitsblättern und Versuchen aus Modul 15 ergibt eine Lehrgangsdauer von bis zu 16 h.
Ergebnis
Den Auszubildenden wird in konkreten baustellentypischen Arbeitssituationen bewusst, welche Gefährdungen beim Einsatz von Baumaschinen und Geräten bestehen. Arbeitsschutzgerechtes Verhalten sowie die Einhaltung von technischen, organisatorischen und persönlichen Maßnahmen können dazu beitragen, dass Unfälle auf den Baustellen vermieden werden und Berufskrankheiten gar nicht erst entstehen. Es wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass man sich durch den Einsatz von Baumaschinen und -geräten nicht nur selbst gefährdet, sondern alle auf der Baustelle Arbeitenden. Gewerke- und baustellenübergreifendes Denken und Handeln wird gefördert.
AUSBILDERINNEN UND AUSBILDER
Methode
Ausbilderinnen und Ausbilder müssen Auszubildende in geeigneter Weise für Gefahren, welche insbesondere von Baumaschinen und Geräte ausgehen, sensibilisieren, sie darauf vorbereiten und dabei unterstützen, die Gefahren zu erkennen und Unfälle zu vermeiden. Ausgehend von der Mitwirkungspflicht für die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung sollen die Teilnehmenden sich zunächst mit dem Thema Gefährdungsbeurteilung, Risikobewertung und Arbeitsschutzmaßnahmen befassen. Danach werden vorhandene Gefährdungsbeurteilungen auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Realisierbarkeit für die Ausbildung untersucht und angepasst. Schließlich sind praxisnahe Schulungsunterlagen, Arbeitsblätter sowie Experimente und Demonstratoren für die Ausbildung zu erstellen.
Dauer & Ablauf
An den eintägigen Schulungen können Ausbilderinnen und Ausbilder verschiedener Baugewerke teilnehmen. Vormittags werden Unfallstatistiken, Gesetzlichkeiten, Gefährdungsfaktoren und die Risikobewertung genauer betrachtet. Nachmittags werden unvollständige Gefährdungsbeurteilungen ergänzt und an konkreten Praxis-situationen Gefährdungen analysiert. Vorhandene Arbeitsblätter, Demonstratoren und Experimente komplettieren den praktischen Teil. Weitere Ideen für Arbeitsblätter und neue praktische Versuche werden erarbeitet.
Ergebnis
Dem Thema Gefährdungsbeurteilung für Baumaschinen und Geräte wird leider auch von einigen Ausbilderinnen und Ausbildern zu wenig Beachtung geschenkt. Ihre Mitwirkungspflicht an der Erstellung, Umsetzung und Fortschreibung einer Gefährdungsbeurteilung wird durch den Lehrgang verdeutlicht. Ein wichtiges Ziel ist es, dem Ausbildungspersonal Wissen, Beispiele, Arbeitsmaterialien, Versuche und Experimente an die Hand zu geben, um das wichtige Thema Vermeidung von Unfällen mit Baumaschinen und Geräten praxisnah und begreifbar in die Ausbildung zu integrieren.